Prix de l’Arc de Triomphe in Chantilly
1. Oktober 2016Danke, Subi!
14. Januar 2017Licht und Schatten
Von Licht und Schatten war in den letzten Wochen viel zu lesen, wenn es um den Galoppsport in Deutschland ging. Unterm Strich führte der Sport der Könige in der Öffentlichkeit – trotz neu gegründeter Champions League – nur ein Schattendasein und daran wird sich so schnell wohl auch nichts ändern.
Für Glanzlichter sorgte dagegen wieder einmal die deutsche Vollblutzucht und das weltweit. Allen voran der Monsun-Sohn Almandin mit seinem Sieg im Melbourne-Cup. Aber auch Wake Forest trumpfte groß auf. Von vielen schon vergessen siegte er in den traditionsreichen Man o‘ War Stakes in Belmont Park und platzierte sich danach noch in den Northern Dancer Stakes und im Canadian International.
Schade, dass beide Pferde nicht mehr in Deutschland trainiert werden.
Unsere Champions 2016
In Deutschland fehlten in diesem Jahr die ganz großen Stars und internationale Erfolge, wie die von Novellist oder Danedream. Trotzdem schlug sich die heimische Grand Prix Elite achtbar, auch wenn sie durch Verkäufe ins Ausland und Verletzungspech stark ausgedünnt wurde.
Unsere Stärke: natürlich die Steher. Hier hatten wir mit Ito, Iquitos, Nightflower, Guignol, Savoir Vivre und Protectionist gleich eine ganze Reihe Pferde mit Gruppe I-Format.
Gute Meiler und vor allem gute Flieger waren dagegen rar wie eh und je. Wir haben trotzdem für jede Distanz unseren Champion 2016 gewählt und sind auf Eure Meinung gespannt.
Unser Pferd des Jahres: Melbourne-Cup Sieger Protectionist und Eduardo Pedroza gewinnen den Großen Preis von Berlin nach Belieben. (Foto: German Racing/ Marc Rühl)
Champion der Steher
Champion der Steher und Pferd des Jahres ist für uns Protectionist. Der Melbourne-Cup Sieger von 2014 ist nach seiner Rückkehr zu Andreas Wöhler noch einmal so richtig aufgeblüht und an Klasse hat es ihm ja noch nie gemangelt.
Seine Saison war Drama pur: nach einem Aufbaustart in Düsseldorf fertigte er im Hamburger Hansa Preis Iquitos und Guignol – immerhin zwei spätere Gruppe I – Sieger – überlegen ab. Danach kam seine Gala im Großen Preis von Berlin. Hier ließ er Nightflower, die zweifache Siegerin im Preis von Europa, nicht den Hauch einer Chance.
Doch wie schon so oft in seiner Karriere wurde er danach durch eine Verletzung zurückgeworfen. Eine Zerrung im Beckenbereich verhinderte einen Start im Großen Preis von Baden. Für die Canadian International Mitte Oktober war er dann aber wieder fit. Doch ein unverständlich schwacher Ritt von Andrea Atzeni brachte den Monsun-Sohn um alle Chancen. Besonders bitter war das für Stalljockey Eduardo Pedroza. Er bekam wohl das benötigte Visum nicht rechtzeitig und musste deshalb auf den Ritt verzichten.
Danach war für Protectionist Schluss. Sicher die richtige Entscheidung, denn beweisen muss der Hengst schon lange nichts mehr. Er hat es in dieser Saison noch einmal allen gezeigt und wer weiß, wann wir wieder ein so gutes Rennpferd in Deutschland sehen.
Ein Happy End der besonderen Art gab dann im November: Protectionist bleibt der deutschen Zucht erhalten und wird im Gestüt Röttgen aufgestellt. Für uns die beste Nachricht des Jahres. Wir hoffen, dass er dort viele Chancen bekommt und nicht nach zwei Saisons im englisch-irischen National Hunt Sport landet.
Protectionists Siege 2016
Großer Hansa-Preis
Großer Preis von Berlin
Der Champion auf der Mitteldistanz
In Rennen um die 2000 Meter trumpfte in diesem Jahr Potemkin groß auf. Er sorgte mit seinen Siegen im Prix Dollar und im Premio Roma für die wichtigsten deutschen Auslandstreffer und ist deshalb unser Champion auf der Mitteldistanz.
Der inzwischen fünfjährige Wallach war ein spätreifes Pferd, das von seinem Trainer Andreas Wöhler langsam und mit Bedacht aufgebaut wurde. Im letzten Jahr diente er sich über die Handicaps nach oben und landete im Preis der Deutschen Einheit gegen Ende der Saison seinen ersten Gruppetreffer.
In diesem Jahr ließ er drei weitere Gruppesiege folgen und das bei lediglich fünf Starts. Jetzt ist er internationaler Gruppe II und Gruppe I – Sieger, wobei im Premio Roma der schwere Boden kaum noch passend für ihn gewesen sein dürfte.
Setzt er seine weitere Karriere in Deutschland fort, rechnen wir auch im nächsten Jahr wieder mit großen Siegen – vielleicht ja auch im Großen Dallmayr-Preis, dem wichtigsten deutschen Rennen über die Mitteldistanz. In diesem Jahr war er in München nur knapp geschlagen.
Potemkins Siege 2016
Prix Dollar
Premio Roma
Der Championmeiler
Unser Championmeiler heißt Noor Al Hawa. Die Wahl ist sicher nicht unumstritten, denn der imposante Fuchshengst kam erst im Lauf der Saison so richtig ins Rollen. Pferde wie Pas De Deux oder auch die dreijährige Spectre, die ja zeitweise in Deutschland trainiert wurde, haben vielleicht die bessere Papierform, doch ist Noor Al Hawa für uns ein echter Crack.
Im klassischen Mehl-Mülhens-Rennen musste er noch den in England trainierten Knife Edge und den Röttgener Degas vor sich dulden. Zwei sehr talentierte Meiler, die jedoch im weiteren Saisonverlauf nicht mit Fortuna im Bunde waren.
Der Sieger Knife Edge sollte seine Klasse nach dem Kölner Sieg eigentlich in Royal Ascot unter Beweis stellen. Verletzungsbedingt kam er jedoch nicht mehr an den Start. Ende August wurde er dann sang und klanglos nach Hong Kong verkauft.
Der Röttgener Degas, der den Sieg im Mehl-Mülhens-Rennen nur mit einer Nase verpasste, lief danach zwar im In- und Ausland noch einige gute Rennen, zu einem vollen Erfolg reichte es aber nicht mehr.
Vier Siege in Folge
Noor Al Hawa verbesserte sich dagegen nach Köln immer weiter. Er wurde nicht im Derby verheizt, sondern ganz behutsam aufgebaut. Nach einem zweiten Platz zu Potemkin im Großen Preis der Wirtschaft in Dortmund startete er mit vier Siegen in Folge groß durch.
Nach einem Listentreffer in Deauville, siegte er in zwei Düsseldorfer Grupperennen und ließ dabei auch seinen alten Konkurrenten Degas hinter sich. In Deutschland braucht er jetzt wohl keinen Gegner mehr zu fürchten. Und auch international sorgte er am Jahresende noch einmal richtig für Furore.
Nach seinem Verkauf an die Al Wasmiyah Farm aus Katar war es das Ziel der neuen Besitzer mit Noor Al Hawa das Qatar Derby zu gewinnen. Das wichtigste Rennen in Katar führt über 2000 Meter und wird auf Turf gelaufen. Noor Al Hawa meisterte auch diese Aufgabe bravurös. Schaut Euch das Video dazu an. Das ist wirklich sehenswert.
Die weitere Zukunft des steigerungsfähigen Fuchses steht jetzt in den Sternen. Wir hätten Noor Al Hawa im nächsten Jahr gern in den in- und ausländischen Top-Rennen in Europa gesehen und können nur hoffen, dass er dem Wöhler-Team, das ihn so großartig aufgebaut hat, erhalten bleibt.
Noor Al Hawas Siege 2016
Große Europa Meile
Großer Preis von Düsseldorf
Qatar-Derby
Der Championsprinter
Richtig gute Sprinter sind in Deutschland rar gesät. Nur eine Handvoll Pferde können auf kurzen Distanzen in Grupperennen mitmischen.
In diesem Jahr hat uns Donnerschlag am besten gefallen und das dank seines spektakulären Sieges in der Goldenen Peitsche. Deutschlands wichtigste Sprintprüfung war in diesem Jahr ein echter Krimi. Auf seiner Lieblingsbahn zeigte Donnerschlag einem internationalen Feld mit guten Sprintern aus England und Frankreich die Eisen.
Er verlor den Sieg jedoch wegen Behinderung des Viertplatzierten. Viele Turffreunde waren ob dieser Entscheidung entsetzt, doch ein Protest des Besitzers zeigte Wirkung und Monate später wurde Donnerschlag wieder zum Sieger erklärt.
Insgesamt war der Fuchswallach im letzten Jahr nur drei Mal am Ablauf. Neben seinem Sieg in der Goldenen Peitsche sind noch zwei Platzierungen in guten Sprintprüfungen zu erwähnen. In beiden Rennen war der Schimmel Shining Emerald vor Donnerschlag. Wir meinen trotzdem, dass Donnerschlag in diesem Jahr der beste Sprinter war, denn bei Shining Emerald lief in der zweiten Saisonhälfte nicht mehr viel zusammen und der Stellenwert der Goldenen Peitsche sticht.
Wir hoffen, dass beide Klassesprinter auch im nächsten Jahr wieder mitmischen und die großen Sprintprüfungen im Land halten.
Donnerschlags Sieg 2016
Goldene Peitsche
Alte und neue Cracks
Neben unseren Champions gab es noch einige Pferde, die der Saison 2016 ihren Stempel aufgedrückt haben.
Das gilt vor allem für Iquitos, den Helden von Baden-Baden und ersten „Champions-League Sieger“ und die zweifache Europapreis-Siegerin Nightflower.
Bei den Dreijährigen hat uns Savoir Vivre als Sieger im Grand Prix de Deauville gefallen. Aber auch Moonshiner und Dschingis Secret erzielten schöne Erfolge im Ausland und könnten im nächsten Jahr noch einen weiteren Schritt nach vorn machen.
Für Derbysieger Isfahan war dagegen die Rennkarriere viel zu früh beendet. Er bleibt den Beweis seiner Klasse gegen die älteren Pferde schuldig.
Der Pechvogel der Saison war wieder einmal Quasillo. Der schicke Fuchs konnte nur einmal an den Start gebracht werden. Danach wurden weitere Starts ein ums andere Mal verschoben. Von Karpino, dem klassischen Mehl-Mülhens Sieger des Vorjahres hat man die Saison über gar nichts mehr gehört.
Falls Ihr noch einmal die wichtigsten Rennen des Jahres Revue passieren lassen wollt, empfehlen wir Euch den Jahresrückblick der Champions League von German Racing.
Und in diesem Jahr können wir Euch auch das Album des Deutschen Rennsports vom Deutschen Sportverlag empfehlen. Layout und Bildqualität sind deutlich besser als in den Vorjahren, da macht das Lesen doppelt Spaß.