Hamburger Derby Woche
Fünf Pferde fürs Derby
3. Juli 2021
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Galopprenntrainer Clemens Zeitz mit Twain

Clemens Zeitz mit Galopper Twain in Baden-Baden

Galopprennen in Frankfurt gibt es schon lange nicht mehr. Unter der Rubrik „Mein Frankfurt“ möchte ich Erinnerungen sammeln und freue mich über jeden Kommentar und jede Geschichte von Euch, damit die Niederräder Rennbahn nicht in Vergessenheit gerät.

Ein Frankfurter Champion: Clemens Zeitz

Clemens Zeitz war in den 90ger Jahren einer der erfolgreichsten Frankfurter Galopprenntrainer. Weshalb sein Name trotzdem nie in den Top 10 der nationalen Trainerstatistik auftauchte, ist schnell erklärt:

In seiner gut 30-jährigen Trainerkarriere musste Clemens Zeitz ohne den Rückhalt großer Gestüte auskommen und hat nie mehr als 30 Pferde trainiert. Starter in Grupperennen waren selten. Sein Metier waren die Handicaps und die gewann er mit Pferden, die oft nur über bescheidene Klasse verfügten.

Münchner Jahre

Nach erfolgreichen Jahren als Amateurreiter startete Clemens Zeitz 1983 in München-Riem als Galopprenntrainer. Mit einer Handvoll Pferde, die größtenteils seiner späteren Schwiegermutter gehörten,  gab es schon im ersten Jahr schöne Erfolge. Den Anfang machte der Authi-Sohn Cashew, der nach einem Sieg im Ausgleich III am Ende der Saison sogar noch eine Etage höher punktete.

Das Highlight seiner Münchner Jahre setzte aber wohl die Stute Fürstin Katja in der Saison 1987. Mit einem zweiten Platz im Ausgleich III schien der Start im Allianz-Pokal, einem Listenrennen für Sprinter, ein Griff nach den Sternen. 

Doch in einem überpaceten Rennen auf knietiefer Bahn behielt Jockey Dave Gibson die Nerven und siegte aus der Reserve leicht mit zweieinhalb Längen. Im geschlagenen Feld: der bis dahin beste dreijährige Sprinter der Saison, Moonlight Shadow, der sich im Scherping-Rennen nur einem starken Engländer beugen musste.

Für die Esclavo-Tochter Fürstin Katja blieb es der einzige Jahrestreffer und am Ende der Saison konnte sich Clemens Zeitz auf die Schulter klopfen, denn er hatte mit einer Stute, die im Jahres-GAG auf eine Marke von 71kg kam, ein wertvolles Zuchtrennen gewonnen. Das dürfte so ziemlich einmalig sein.

Frankfurter Champion

Als sich 1989 die Chance ergab, den Niederräder Stall von Carola Ortlieb zu übernehmen, griff Clemens Zeitz zu. Eine Entscheidung, die er nicht bereut haben dürfte, denn von Anfang an, lief es für ihn wie am Schnürchen.

In seiner ersten Frankfurter Saison summierten sich 16 Siege. Ende Oktober sattelte er auf der neuen Heimatbahn mit Bonner, Antyllos und Swingstar sogar drei Sieger an einem Renntag. Zwei Mal im Sattel: der leider viel zu früh verstorbene Jockey Wolfgang Härtl, der an diesem Tag sogar insgesamt fünf Mal als Sieger vom Geläuf kam.

Mit viel Geduld zum Ziel

Der dreijährige Aspros-Sohn Antyllos war 1989 das Aushängeschild des Stalles. Mit insgesamt drei Siegen, zuletzt mit niedrigem Gewicht im Ausgleich II, verdiente er mehr als seinen Hafer.

Die Entwicklung des schnellen Hengstes, dessen Mutter Anapenta ebenfalls schon von Clemens Zeitz trainiert wurde, zeigt dabei die typische Handschrift seines Trainers: als Zweijähriger ein Start zum Lernen und in der Dreijährigen-Saison nur nichts überstürzen. Ein Maidensieg im Juni und danach Schritt für Schritt durch die Handicaps.

Antyllos dankte es seinem Trainer. Als Vierjähriger schnappte er sich zwei weitere Ausgleich II auf der Heimatbahn, darunter das wertvolle Stadtrat Albert von Metzler Rennen. Und als Fünfjähriger lief er sogar im höchsten Handicap auf einen respektablen zweiten Platz. Im Hapag Lloyd Fliegerpokal fehlte gegen Ken´s Jim nur ein „Hals“ zum Sieg.

Als Siebenjähriger holte er sich dann seinen letzten Sieg in einem Amateur-Rennen. Eine lange und erfolgreiche Rennkarriere ging damit zu Ende.

Riding with the King

Wenn es um Handicapper geht, darf ein Name nicht fehlen: Upper King. Wer den Rappen einmal auf der Rennbahn gesehen hat, wird ihn wohl kaum vergessen, denn der Königsstuhl-Sohn war eine echte Persönlichkeit.

Als Drei- und Vierjähriger wurde er von Erika Mäder für das Gestüt Erlenhof trainiert und kam nach dem Verkauf an Clemens Bruder Karl-Günter nach Frankfurt ins Training. Im Handicap hatte sich Upper King schon stark hochgelaufen und für die Grand Prix Klasse fehlte ihm wohl doch das nötige Können.

So probierte man es mit ihm im Oktober 1997 zum ersten Mal auf Sand. In einem Neusser Ausgleich IV kam er mit seinem Besitzer, Amateurreiter Karl-Günter Zeitz, an den Start. Knackige 64,5 Kilo musste Karl-Günter auswiegen, doch im Rennen verlor Upper King seine Gegner. Hochüberlegen mit 6 Längen lautete damals der Richterspruch.

Und das war nur die erste Gala, die Upper King im Laufe der nächsten Jahre auf den Sandbahnen in Neuss und Dortmund gab. Ich habe danach nie wieder ein Pferd erlebt, das ähnlich überlegen – trotz  hoher Gewichtsvorgaben - seine Gegner nahezu verlor.

Die eindrucksvolle Bilanz: bis ins hohe Rennpferdealter von 12 Jahren gewann Upper King allein auf den Sandbahnen 16 Rennen. 11 davon mit dem Richterspruch „hochüberlegen“ oder „überlegen“.  Vier Mal betrug der Abstand zum Zweitplatzierten über 10 Längen.

Und seine Gegner waren dabei wirklich nicht von Pappe. Denn im Lauf der Jahre schlug Upper King  viele der besten Sandbahnspezialisten, wie z.B. Aljaarif, San Suru, Pyromanic oder den Gruppesieger Saugerties.

Am Silvestertag 2005 sollte dann Schluss sein. Nach 103 Rennen stand für Upper King der mehr als verdiente Ruhestand an. Doch in seinem letzten Rennen brach sich der Rappe in Front liegend ein Bein und konnte nur noch erlöst werden.

Grand Prix Klasse mit Lord Hill

In den 2000er betreute Clemens Zeitz nur noch ein überschaubares Lot. Nur selten gelangen ihm in einem Jahr mehr als 10 Siege. Doch die wenigen Pferde, die er trainierte, waren immer erfolgreich.

Und am erfolgreichsten war der Tiger Hill-Sohn Lord Hill. Der imposante Hengst war ein echtes Zeitz-Pferd. Schon Lord Hills Großmutter Laufzeit stand bei ihm im Stall. Genauso wie Lady Fox, die Mutter von Lord Hill. Die Monsun-Tochter konnte bei nur drei Lebensstarts gewinnen und dürfte ihr Potenzial auf der Rennbahn wohl nicht annähernd gezeigt haben.

So konnte man auf die Rennkarriere von Lord Hill gespannt sein. Als Zweijähriger debütierte er auf der Heimatbahn erst spät im September über weite 1600 Meter. Ein vierter Platz zu guten Pferden war ein ermunternder Anfang.

Danach folgte ein letzter Platz im Badener Auktionsrennen. Das war ernüchternd, aber Zeitz ließ sich nicht beirren und suchte als nächste Aufgabe das Münchner Auktionsrennen aus. Das Rennen am Ende der Saison über die Meile mit der langen Münchner Geraden ist ein echter Härtetest für einen Zweijährigen.

Lord Hill bestand den Test mit Bravour. Mit Carolin Lippert im Sattel kam er zu hohen Odds zu einem leichten Erfolg. Und die Siegbörse von 25.000 Euro war auch nicht zu verachten. Jetzt hatte Clemens Zeitz 2007 zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ein Spitzenpferd für die Dreijährigen-Saison im Stall.

Der verpasste Gruppesieg

Nach der tollen Form aus dem Münchner Auktionsrennen schlug Clemens Zeitz mit Lord Hill die klassische Derbyroute ein. Doch der Tiger Hill Sohn brauchte bis zum Sommer um so richtig auf Touren zu kommen.

Im Fürstenberg-Rennen in Baden-Baden fühlte der dann als Außenseiter dem heißen Favoriten Persian Storm gehörig auf den Zahn und erstritt sich den zweiten Platz und ein GAG von 93,5kg.

In den nächsten zwei Jahren gehörte Lord Hill zur festen Besetzung in den deutschen Grand Prix Rennen über 2000 Meter und bestätigte sein hohes GAG ein ums andere Mal.

Seine beste Leistung zeigte er als Vierjähriger bei der Großen Woche in Baden-Baden. Diesmal scheiterte er im Spreti-Rennen nur an Prince Flori und blieb noch vor Wiesenpfad. Beide Konkurrenten können als ausgesprochene Iffezheim-Spezialisten bezeichnet werden.

Insgesamt startete der beste Schützling von Clemens Zeitz in 13 Grupperennen und belegte auf diesem Level, neben den beiden zweiten Plätzen, zwei dritte und vier vierte Plätze. Nur der verdiente Gruppetreffer sollte nicht gelingen.

Die Liebe zum Vollblut

Clemens Zeitz hat den Rennsport in Frankfurt geprägt und über die Jahre an die 150 Rennen auf seiner Heimatbahn gewonnen. Wenn seine Pferde in Form waren, gab es oft kein halten und sie siegten sich in den Handicaps nach oben. Denkt nur an Rebella, Tilbury, Enamorata, Micaela oder American Pie.

Dabei ging es in seinem Stall immer beschaulich zu und die Pferde waren Teil der Familie. Als dann die Situation in Frankfurt Ende der 2000er immer schwieriger wurde, hielt er noch einige Saisons mit teilweise nur einer Handvoll Pferden durch.

Ohne die Liebe zum Vollblut wäre das nicht möglich gewesen, denn finanziell konnte sich das nicht mehr rechnen.

Ein stiller Abschied

Ende 2012 schloss Clemens Zeitz seinen Trainingsbetrieb in Frankfurt und ging für zwei Rennzeiten zu  Thorsten Schmeer nach Saarbrücken.

Dort sorgte die schnelle Dynamite Cat für schöne Erfolge und gewann u.a. mit Hana Mouchova im Sattel den Großen Saarland Preis, einen hochdotierten Ausgleich II.  Auch in Frankfurt sah man noch den ein oder anderen Starter von ihm und die waren dann auch immer gefährlich.

Als dann Ende 2014 Schluss war, merkte man es leider kaum. Vielleicht habe ich da auch etwas verpasst, aber für mich ist die lange Karriere von Clemens Zeitz ohne die verdiente Würdigung zu Ende gegangen.

Mein erster Sieger

Ich kann nur hoffen, dass es Herrn Zeitz gut geht und er seinen Ruhestand genießt. Obwohl wir uns nie persönlich kenngelernt haben, ist er mir seit meinem ersten Rennbahnbesuch in bleibender Erinnerung:

Im Otto Traun Rennen in Hamburg Horn startete er 1979 zusammen mit seinem Bruder Karl Günter in einem Amateurrennen.

Es war das zweite Rennen auf der Karte und mein Vater spendierte meinem Bruder und mir je eine Wette für 2,50 DM. Mein Bruder entschied sich – ganz der Fachmann – für Galanthus, den Favoriten mit Clemens Zeitz im Sattel. Ich dagegen setzte auf Sempione, der von Karl Günter Zeitz geritten wurde.

Beide Pferde kamen Kopf an Kopf über die Linie und so mussten wir auf die Auswertung des Zielfotos warten. Das erstaunliche Ergebnis: es gab „totes Rennen“. So hatten wir beide gewonnen, genauso wie die Brüder Clemens und Karl Günter.

Wenn ihr mehr über Clemens Zeitz erfahren wollt, empfehle ich euch das Buch „Turfgeschichten“ von Traute König. Da gibt es sogar ein Foto vom Otto Traun-Rennen.

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